Es ist zwar jetzt schon eine Weile her, dennoch wollen wir den letzten Teil unserer Rundreise nicht auslassen. Am 9. Mai flogen wir von Delhi zurück in den schönen Süden Indiens nach Kochi/Kerala. Schon beim Blick aus dem Flugzeugfenster weitete sich uns das Herz. Es war nach den drei heißen Wochen im trockenen Rajasthan endlich wieder grün. Überall wuchsen Kokospalmen und Bananenstauden soweit das Auge nur reichte – die pure Natur hatte uns wieder.
Als der Flugkapitän kurz vor der Landung durchsagte: „Welcome Ladies and Gentlemen! The outside temperature in Kochi is 26°C!“, bekamen wir schon ein leichtes Frösteln. Doch man sollte die Luftfeuchtigkeit (97%) in Kerala kurz vor dem Monsun niemals unterschätzen. =)
Die ersten paar Tage hieß es also Akklimatisieren in Fort Kochi und das ist wirklich der perfekte Ort dafür. Denn Fort Koch liegt auf einer wunderschönen Halbinsel und ist stark geprägt von verschiedenen kolonialen Einflüssen. Während man tagsüber wunderbar das niederländische Viertel mit dem Fahrrad (!!!) erkunden kann, bietet ein Abendspaziergang entlang der chinesischen Fischernetze eine ganz besondere Athmosphäre. Überall gibt es frischen Fisch und Seafood und so kommt auch der kulinarische Aspekt (der für uns ja eine sehr große Rolle spielt) nicht zu kurz.
Nach drei Tagen zog es uns dann in die hohen Berge nach Munnar. Wir fuhren 5 Stunden mit dem einem superkomfortablen Gefährt alias ‚Local Bus‘ durch die Nilgiri Berge. Mindestens drei Stunden davon waren reine Serpentinen durch Dschungellandschaft und Teeplantagen. Doch bei einer solchen prachtvollen Natur sind selbst die größten Strapazen schnell wieder vergessen – soweit das Auge reicht, sah man letztendlich nur noch Teeplantagen (Hut ab vor unseren Freunden aus England, die hier anscheinend ganze Arbeit geleistet haben =)). Hatten wir uns in Kochi aber gerade an die hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt, mussten wir hier mit einem völlig neuen Klima kämpfen. Wir packten zum ersten Mal seit acht Monaten unser indisches Winteroutfit aus! Eingemummelt in Leggins, Hose, Top, T-Shirt, Strickjacke, Wollschal, Socken und Turnschuhe erklummen wir um 5 Uhr morgens schwer atmend den Gipfel. Ja, die acht Monate ohne Sport machten sich hier leicht bemerkbar, aber der Berg war zu unserer Verteidigung auch echt steil! ;-) All die Mühen, das Schnaufen und die Frostbeulen bei 20°C haben sich jedoch gelohnt, denn oben angekommen bot sich uns ein sagenhafter Blick über die Täler. Während die Sonne langsam über den Wolken aufging, beobachteten wir, wie diese den Sonnenstrahlen wichen und einen klaren Blick über die Felder eröffnete. Dies war wirklich einer der schönsten Anblicke, die wir während unserer Reise genießen konnten.
Nach Munnar erreichten wir nach weiteren vier Stunden Serpentinen die kleine Stadt Kumily am Rande des Periyar Wildlife Sanctuary. Wir fanden ein tolles Zimmer mit Balkon, hinter dem sich direkt der indische Busch erstreckte, in einem sogenannten ‚Homestay‘. Von nun an hieß es: Obacht! Sonst kommen die Affen und klauen dir die Schuhe.
Doch nicht nur Affen kreuzten unseren Weg, sondern auch ein großer Dickhäuter – nennen wir ihn Babu. =) Wir haben Babu mit der Kokosnuss geschrubbt und gewaschen. Daraufhin wurden wir eine halbe Stunde auf seinem Rücken entlang an Jackfruitbäumen und Hibiskusbüschen durch die Landschaft getragen. Aber das absolute Highlight kam natürlich zum Schluss: die Elefantendusche! Die Frage nach Wechselklamotten hatten wir ganz schnell mit „No need.“ beantwortet. Ob das nicht vielleicht ein bisschen voreilig war? Kaum hatte Babu die erste Rüsselladung auf und abgeschossen, wussten wir, dass die Frage vorher doch berechtigt gewesen war. =) Aber egal, wir waren danach zwar pitschnass, hatten aber einen Riesenspass!
Von Kumily ging es weiter nach Allepey in die Backwaters. Wir durchquerten das riesige Kanalsystem mit Kanoe und Fähre. Die Menschen, die dort leben, sind komplett auf die Wasserstrassen angewiesen und ansonsten abgeschnitten vom Festland. Auch hier konnte Kerala wiedermal mit seiner puren Natur punkten. Da musste man beim Nachmittagstee doch mal schnell die Füße heben, wenn die Schlange plötzlich vorbeikroch. =)
Schließlich erreichten wir unseren letzten Stopp der großen ‚Hanna und Theresa erobern Indien‘-Rundreise: Varkala. Nun hieß es ausspannen und nochmal richtig die Seele baumeln lassen. Wir verbrachten eine Woche in dem kleinen Strandort, der dank der Nebensaison komplett leer war und scheinbar nur auf uns gewartet hatte. Während sich die Häuser und Restaurants entlang der Klippen erstrecken, kann man über steile Treppen den schönen Strand erreichen und das Meer genießen. Wir hatten während dieser Zeit einen ziemlich simplen Tagesablauf (schlafen, essen, schwimmen,…im Wechselrhythmus kombinierbar) und waren geschockt, wie schnell die sieben Tage doch vergingen.
Für unsere letzte Zugfahrt in Indien wollten wir nochmal das volle Programm und buchten eine 17-Stunden-Nachtfahrt von Varkala nach Bangalore. Zugfahren in Indien macht uns einfach immer wieder Spass. Ständig laufen Händler durch die Wagons und verwöhnen einen mit leckerem ‚Chai‘ , ‚Coppee‘ und ‚Vadai‘ (ind. Snacks). Bei einem solchen Service vergeht die Zeit wie im Flug.
In Bangalore verbrachten wir nochmal einen Tag und trafen unseren Freund Harsha. Mit diesem cruisten wir im Auto mit Akon durch die Stadt und machten die City nochmal unsicher. In der Ice-Bar des Taj Hotels standen wir nämlich auf der Gästeliste und feierten mit den Indern bis die Lichter angingen (23:30 Uhr klingelts in Bangalore zur indischen Sperrstunde). =D
Und dann war unsere Tour auf einmal schon vorbei. Und unsere letzte Woche in Indien war bereits angebrochen…